Wen beschütze ich eigentlich?

I

m Bereich des Personenschutzes gibt es immer wieder Situationen, bei denen man sich fragt, wen beschütze ich hier eigentlich? Den Kunden vor Anderen oder die Anderen vor dem Kunden.

Es gibt Momente, da ist man mittendrin in einem Auftrag und man merkt, dass der Kunde etwas illegales macht. Beispiele hierfür könnten sein, „Fahren ohne Führerschein“ oder unter Einfluss von Alkohol oder Drogen, Führen einer Waffe ohne Lizenz, Verstoß gegen das Betäubungsmittel Gesetz, Körperverletzung, Sex mit vermeintlich Minderjährigen, Leistungsabnahme von Prostituierten etc.

  • Was nun?
  • Wie gehe ich damit um?
  • Wo ist bei einem selbst die Grenze?
  • Wann kündige ich den Auftrag?
  • Bin ich Mittäter und somit strafbar?
  • Welche Strafe kann mich erlangen, da ich es sozusagen dulde?

Dies sind nur einige Fragen, die einem in den Kopf kommen, wenn man in eine solche Situation kommt. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es extrem schwierig ist, hier die richtige Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung kann einem den Auftrag und folgende Aufträge kosten, sowie einen erheblichen Reputationsschaden anrichten. Nie wieder wird einer mich buchen, wenn mein Ruf erst durch so etwas ruiniert wurde, sagt man sich dann.

Man muss sich genau überlegen in welchem Umfeld man arbeiten möchte. Wenn man Stars und Sternchen bevorzugt, kann es durchaus mit einer größeren Wahrscheinlichkeit passieren, dass man über gewisse BTM-Verstöße des Kunden stolpert. Kommt man in andere Kundenbereiche, hat es eine höhere Wahrscheinlichkeit sich mit illegalem Waffenbesitz auseinandersetzen zu müssen oder mit Prostitution.

Die einzige Möglichkeit aus so einer Sache rauszukommen, wenn es zu einer Kontrolle durch die Polizei oder ähnliche Behörden kommt, ist nichts davon zu wissen. Kann man das jedoch mit seinem Gewissen vereinbaren? Ist es das, was ich will, Straftäter schützen?

In den frühen 90ern war ich mit einem Klienten auf Europatour, die Garderobe war jeden Tag vom persönlichen Assistenten vorbereitet. Da lagen die Joints, die fertigen weißen Lines, ein paar Pillen, Champagner und Kaviar.
Was wollte man mehr?
Ich als junger Personenschützer mittendrin im Sündenpfuhl.
Da kam die Frage bei mir auf, wen schütze ich hier eigentlich vor wem.

Ich habe die Tour hinter mich gebracht und mir gesagt, nie wieder solche Kunden, was ich auch, glücklicherweise, bis heute durchgehalten habe.

(c) GT

Empfohlene Beiträge

Einen Kommentar hinterlassen

Contact Us

The easiest way to contact us. We'll get back to you, asap.

Nicht lesbar? Text ändern. captcha txt
de_DEDeutsch